lē̆b-, lō̆b-, lāb-, leb-

English meaning                      to hang down loosely; lip

German meaning                     `schlaff herabhängen', auch `Lippe' (?)

Grammatical comments         

General comments                  z. T. mit anlaut. s-; daneben, aber weniger häufig (s. dazu lep- `abschälen' am Schlusse) Formen auf -p-; nasaliert (s)lemb(h)-. Viele expressive Bildungen.

Derivatives                             

Material                                   Gr. λοβός `Schotenhülse, Samenkapsel; Ohrläppchen', ἔλλοβος `schotentragend', λεβηρίς `Schlangenhaut, Bohnenhülse' Hes., λέβινθοι `Erbsen';

                 lat. nur mit ā̆: labō, -āre `wanken, schwanken', lābor, -ī, lapsus `gleiten, sinken, fehlgehen';lābēs, -is `Einsinken, Fall, Erdrutsch; Untergang, Verderben' und `Makel, Schandfleck'; vielleicht labor, -ōris `Mühe, Last; Anstrengung; dann: Arbeit', labōrāre `sich mühen, geplagt sein' (eigentlich `das müde Wanken unter einer Last'); wohl labium (labeum), labrum n. (meist Pl. labia, labra) `Lippe, Rand';

                 reich entwickelt im Germ.:

                 1. isl. norw. lapa `schlaff herabhängen', isl. lapi `homo sui negligens', mhd. erlaffen `erschlaffen', nhd. laff `schlaff, matt'; geminiert: aisl. leppr m. (*lappja-) `Lappen, Locke', as. lappo `Zipfel, Lappen', mnd. lappe `Stück, Lappen, Wamme', ags. рра, lappa m. `Zipfel, Lappen' (engl. lap `Schoß'), ags. ēar-liprica, nhd. (nd.) Ohr-läppchen (mit einf. p mnd.ōr-lepel ds., mhd. leffel `Ohr des Hasen', nhd. die Löffel); ndd. laps, schlaps, lapp `läppischer, dummer Mensch', nhd. Laffe (*lapan-); daneben auf idg. -p: holl. laffaard `Laffe' - zunächst von holl. laf `matt, schlaff, albern' - und mit germ. bb mhd. lappe - auch lape - und nhd. Lapp, läppisch, endlich dehnstufig mhd. luof `Tölpel';

                 von der Wurzelform auf idg. p weiter aisl. lafa `baumeln, hangen', mhd. Partiz. erlaben `erschlafft', schweiz. labe `Pferd mit hängenden Ohren, Ochse mit abwärts gekehrten Hörnern'; schwed. dial. labba `anhängen', ndd. labbe `(hängende) Lippe', ahd. (aus dem Ndd.) lappa f., mhd.lappe f. m. `niederhängendes Stück Zeug, Lappen';

                 2. mit der Bedeutung `Lippe' als `die hängende' (wie lat. labium): mnl. lippe f., nhd. Lippe, afries. ags. lippa m. `Lippe', (*lepi̯-an-), norw. lepe (*lep-an-), ahd. leffur, as. lepur ds., ahd. lefs `Lefze' (*lep-s);

                 3. mit anlaut. s-: got. slēpan, saizlēp, as. slāpan, ahd. slāfan, ags. slæpan `Schlafen', got. slēps usw. `Schlaf', aisl. slāpr `träger Mensch', ndl. slaap, ahd. slāf m., nhd. `Schläfe'; mnd. ndl. slap `schlaff', ahd. slaf (-ff-), nhd. schlaff, isl. norw. slapa (= lapa) `schlaffherabhängen'; geminiert aisl. slappi `langer, verwachsener Mensch', schwed. slapp `arm, untätig';

                 mit idg. -p-: aisl. slafask `erschlaffen' und - von der Vorstellung herabhängenden Schleimes aus - wohl auch isl. slafra `geifern', mengl. slaveren, engl. slaver ds., isl. slevja f. `Geifer', norw. slevjen `schleimig, kotig'; norw. slabbe, schwed. slabba `sudeln', mndl. slabben `besudeln, schlürfen', nhd. schlappen (auch `geifern'), mengl. slabben `sich im Kot wälzen', nhd. (ndd.) schlappern, schlabbern, schwed. dial. slabb `Schlammwasser', engl. dial. slab `schleimig, schlüpfrig', Subst. `Schlammpfütze';

                 lit. slobstù, slõbti `schwach werden', lit. žem. slãbnas, ostlit. slõbnas `schwach', lett. slābêt `zusammenfallen' (von einer Geschwulst);

                 aksl. slаbъ usw. `schwach'.

                 Nasaliert lemb(h)-:

                 Ai. rámbate, lambate `hängt herab, hängt sich an', lambana- `herabhängend', n. `herabhängender Schmuck, Phlegma';

                 lat. limbus `Besatz am Kleid, Saum'; über gr. λέμφος s. unten;

                 ags. (ge)limpan `vonstatten gehen, glücken', ahd. limphan, limfan, mhd. limpfen `angemessen sein', ags. gelimp n. `Ereignis, Zufall', mhd. g(e)limpf `Angemessenheit, schonungsvolle Nachricht; Benehmen', ablautend andd. gelumplīk `passend', mhd. limpfen `hinken', engl. to limp `hinken', limp `schlaff herabhängend', ndd. lumpen `hinken', auch nhd. (ndd.) Lumpen `Fetzen'; vgl. von einer germ. Nebenwurzel lemb- (wäre idg. *lembh-): mhd. lampen (und slampen), ndd. lempen `welk niederhängen', schweiz. lampe `Wamme, herabhängender Lappen'; ags. lemp(i)healt `hinkend';

                 mit anlaut. s-: norw. dial. slampa `nachlässig gehen', engl. dial. slamp `ds., hinken', norw. dial. slamsa `lose hängen, baumeln'; norw. (mnd.) slump `Zufall', engl. slump `Morast, nasse Stelle', to slamp, slump `plumpsen, klatschen', mhd. slampen `schlaff herabhängen', nhd. dial. schlampen `schlaff herabhängen, nachlässig sein', Schlumpe, Schlampe `unordentliches Frauenzimmer' (wohl mit ndd. p);

                 aisl. sleppa, slapp `entfallen, entgleiten' (*slemp-), Kaus. sleppa (*slampian) `fahren lassen', engl. dial. slemp `ausweichen, wegschleichen, sich herabsenken'; von einer Wurzelf. auf germ. b (vgl. gr. λέμφος `Schleim, Rotz'); mnd. mhd. slam (-mm-), nhd. Schlamm (*slamba-), spätmhd. slemmen `schlemmen', norw. slemba f. `Schlampe', slemba `klatschen', isl. `baumeln'; ferner vielleicht die Gruppe von mhd. slimp (-mb-), slim (-mm-) `schief, schräg' u. dgl.; vielleicht zu lett. slīps aus *slimpas `schräg, steil', lit. nu-slim̃pa `entschlüpft'.

References                              WP. II 431 ff., WH. I 738 ff., 802 f., Trautmann 270.

See also                                  

Pages                                       655-657