gʷei̯ə-

English meaning                      to prevail, be mighty

German meaning                     `überwältigen, Gewalt, gewaltsam niederdrücken '

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Derivatives                              gʷii̯ā `Gewalt'

Material                                   Ai. jyā́, jiyā́ f. `Übergewalt' (= gr. βίᾱ), jyā́na-m, jyānī-ḥ `Bedrückung', jyā́yān `mächtiger, überlegener', jyéṣṭha-, jyeṣṭhá- `mächtigst, stärkst'; jáyati (Perf. jigā́ya) `ersiegt, besiegt' (av. Inf. jayāi, Vollstufe I der Wurzel, `zu besiegen'), jayiṣnu- `siegreich', jētár- `ersiegend, besiegend'; jinā́ti (Fut. jyāsyati, Pass, jīyáte, Partiz. jītá-) `überwältigt, unterdrückt'; jígīṣati `will besiegen, ersiegen' ( : av. jijišaiti `sucht für sich zu erlangen, ausfindig zu machen'), jigyú- `siegreich';

                ai. jināti bedeutet auch `um etwas bringen', jyāni- auch `Schwund, Verlust' und ist so zugleich der Fortsetzer der palatal anlaut. Wurzel von av. zināt̃ `schädigt', apers. adināt `brachte worum, nahm weg', Partiz. Perf. Pass. dīta-, av. zyānā, zyāni- f. `Schädigung', Inf. zyānāi `zu schaden', bal. zinaɣ `an sich reißen, hastig ergreifen, mit Gewalt wegnehmen' (außerarische Entsprechungen nicht bekannt);

                gr. βίᾱ `Gewalt' (= ai. jiyā́), βιάω, βιάζω `zwinge', βίαιος `gewalttätig', Αντίδιος wohl = Αντίβιος; βῑνεῖν `futuere', ζάει · βινεῖ Hes. `vergewaltigen' (wobei βῑνεῖν von einem Partiz. *βῑ-νό-ς = ai. jī-na-, Gramm., abzuleiten wäre); nach Lidén IF. 19, 328 mit npers. gāyad `futuit', Inf. gādan, gān, von einer Wurzel *gʷāi- oder (?) *gʷōi-, die nur bei letzterem Ansatz mit gʷei- als Dehnstufe der o-Abtönung allenfalls theoretisch vereinbar wäre;

                mit gʷei̯ə- `niederzwingen' scheinen auch folgende Worte für `schwächen, entkräften', Intr. Pass. `zusammengehen, altern, hinschwinden' ursprüngl. zusammenzugehören:

                ai. jināti auch `altert', jyāni- `Altersschwäche', ájyāni-ḥ `Unvergänglichkeit', jīna- `bejahrt, alt', á-jīta- `unversehrt, unverwelkt', á-jīti-ḥ `Unversehrtheit', jívri- `alt, gebrechlich, hilflos', av. jyā-, Präs. jināiti `schwächt', ajyamna- `sich nicht vermindernd, unversieglich', wozu mhd. verquīnen, Prät. quein `hinschwinden', ags. cwīnan, ā-cwīnan, Prät. cwān `hinschwinden, abnehmen, kränkeln', erweitert ags. cwincan, ācwincan `verschwinden, abnehmen' (Kaus. mit Ablautneubildung ācwencan, engl. quench `löschen'), und mit m-Formans wfäl. kwīmen `kränkeln', kwīmelig `verweichlicht'.

                Aus dem Germ. scheinen in beiden Bedeutungsfärbungen anreihbar:

                anord. kveita `überwältigen' (d-Präs.); s-Erweiterungen mnd. quisten `umkommen lassen, verschwenden', quist `Schaden, Verlust', mnl. quisten `terere, atterere, friare', got. qistjan `verderben', ahd. quist f. `Vernichtung', archwistan, firquistan `verderben, vernichten', ags. cwíesan `zerquetschen', jüt. kwīs `drücken, auspressen', nisl. kveisa `Bauchgrimmen' (`*Zwicken'); norw. kveisa `verkümmertes Geschöpf', kvisla `hinschwinden'; g-Erweiterung (gebrocheneReduplikation?) fries. kwīke, kwikken `zwicken', in der Bed. abgeschwächt in preuß. queicheln `hätscheln'.

References                              WP. I 666 ff., Schwyzer Gr. Gr. I 300, 694.

See also                                  

Pages                                       469-470